Heute gibt es mal kein Bild, sondern nur einen Text der zu einem Moment entstanden ist, passend zu den vergangenen Tagen. Das Bild müsst ihr euch dann in eurem Kopf selber zeichnen. Ich denke so gut wie jeder von euch kann dieses Gefühl nachvollziehen und hat es selber schon einmal erlebt 🙂
“Es ist noch früh am Morgen. Die Dunkelheit liegt noch über der ganzen Stadt, doch am Horizont ist schon ein rötlicher Schimmer zu sehen. Die klare Luft ist so kalt, dass man das kribbeln in der ganzen Lunge spüren kann. Doch es ist nicht einfach nur ein dunkler monotoner Wintertag in der Großstadt, wie schon viel zu Viele in der vergangenen Zeit. Irgendwas ist heute anders.
Die Eisschollen auf dem Wasser treiben träge vor sich hin, auch die Pfeiler der Brücke können sie nicht aufhalten. Mit gleichgültiger Bewegung treiben sie dahin. Ein paar Vögel bahnen sich ihren Weg auf dem Wasser, vorbei an den scharfen Kanten des Eises. Andere treiben schlafend wie kleine runde graue Steine am Ufer. Auf der großen blauen Bogenbrücke, die wie ein gigantisches Skelett eines längst ausgestorbenen Wesens aussieht, wälzt sich müde der Verkehr mit Werktätigen und unzähligen LKWs durch den frostigen Morgen.
Da schiebt sich direkt hinter der Brücke plötzlich eine große dunkelrot glühende Scheibe an den durch die vernebelte Luft über den Horizont und taucht die Umgebung in ein gleißend rot-oranges Licht. Sie lässt im Dunst über dem Wasser gespenstische Schattenspiele tanzen und ist so hell, dass mir die Augen weh tuen. Kein Wunder, haben sie doch seit Wochen nahezu ausschließlich den dunklen und grauen Himmel über den Dächern dieser Stadt gesehen.
Ich friere ein bisschen, denn es ist verdammt kalt. Doch die Sonne sendet ihre jetzt gold-roten Strahlen unaufhaltsam und immer stärker in meine Richtung. Das Termometer zeigt sich von dieser Energie herzlich wenig berührt, mich jedoch trifft sie mit voller Wucht. Ich spüre wie sich eine Wärme und Energie in meinem Körper ausbreitet. Meine von trister Grauheit zermürbte Seele saugt diesen nicht endenden Strom von Sonne in sich auf und findet zu längst verloren geglaubter Stärke zurück. Hoffnung keimt wieder auf, wie ein Schneeglöckchen, das entgegen aller Schneemassen erfolgreich durch die Schneedecke gebrochen ist und sich nun der wärmespendenden Sonne entgegen reckt.
Es ist immernoch ziemlich kalt, aber auf einmal ist es mir egal, denn die Sonne ist wieder da und spendet Wärme und Kraft.”