Projekt Gigapixel

Okay, ich war ja in letzter Zeit etwas mehr auf dem HDR-Trip. Doch seit neustem fasziniert mich die Panoramafotografie wieder mehr. Neulich wollte ich mal die Rechner der Uni mit ihrem 8 GB Arbeitsspeicher nutzen, um das Hardwarehungrige Photoshop mit Daten zu füttern für ein schön großes Panorama und was is? Photoshop ist nicht installiert und meine portable-Version funktioniert auch nicht .. die spontane Suche nach Alternativen zu dem ehemals von mir genutzten HugIn zeigte sich nur teilweise erfolgreich, denn auf den Uni-PCs lässt sich ja nichts installieren.

Beim suchen habe ich dann doch noch ein interessantes Programm gefunden Microsoft Image Composite Editor. Das Wort Editor ist wohl etwas übertrieben, denn man kann damit wirklich nicht viel mehr machen, als das Panorama erstellen, die Projektionsart einzustellen und es in verschiedenen Formaten abzuspeichern 😀

Doch man sollte das Programm nicht zu schnell verteufeln. Denn während sich Photoshop wie die Die Datenkrake Google alles nimmt, was der Arbeitsspeicher hergibt, ist Microsoft ICE extrem sparsam! PS ist schon mit 10-15 Bildern à 15 MegaPixel (MP) überfordert und meine 4 GB RAM sind hoffnungslos überladen. ICE konnte selbst mein aktuellstes Projekt mit 66 Bildern à 15 MP mit unter 2 GB RAM und in rund 15 Minuten auf dem Laptop erstellen  – eine respektable Leistung!

Da Panoramen von Natur aus etwas größer sind, lohnt es sich nicht sie hier in den Blog einzubauen. Mein aktuelles Projekt habe ich wieder bei gigapan.org hochgeladen – dort findet man alles von 50 MP bis 45 GP! Hier also erstmal das besagte Bild:

http://gigapan.org/gigapans/78500/

Das Bild ist aus 66 Einzelbildern zusammengesetzt worden, jedes 15 MP groß. Durch Überlappung (die groß ist, da ich freihand geschossen habe) sinkt die Gesamtauflösung, sodass es am Ende immernoch respektable 400 MP groß ist.

Für alle die ebenfalls Interesse an der Panoramafotografie haben (welche sich ja bereits mit einem Handy oder Digicam realisieren lässt) habe ich hier noch ein paar Tricks, Tips und ein paar Worte zu Microsoft ICE, damit den ersten Panos nichts mehr im Wege steht 😉

Tip 1: Als wichtigster Punkt für die spätere Verarbeitung ist die Überlappung in den Bildern. Die Software nimmt jedes einzelne Bild und versucht die anderen wie beim Puzzle an die Seite ranzulegen, dazu brauch es die Überlappung. Da ICE sehr genügsam ist, müsst ihr auch nicht zu geizig sein mit der Überlappung. Wer schon nachgerechnet hat wird auch feststellen, dass mein 400 MP Bild rein rechnerisch auf 990 MP kommt 😉

Tip 2: Ein weiterer Anfängerfehler, den ich auch häufig getan habe ist, die Kamera die Belichtung selber machen zu lassen. Meist kommt ja das Richtige bei raus, nur wenn ihr einen ganzen Bereich abdecken wollt, ist die Belichtung auf jedem Bild anders. Das spiegelt sich im Panorama dann in unschönen Helligkeitsverläufen zB im Himmel ab. Auf diesem Panorama sieht man, dass der Himmel an manchen Stellen heller ist, als an anderen obwohl er ja eigentlich einheitlich blau ist. Um diesem Effekt vorzubeugen, müsst ihr die Werte von Hand einstellen. Macht dazu einfach ein paar Testaufnahmen oder drückt den Auslöser halb durch. So werden euch ein paar Werte angezeigt und ihr müsst euch für einen Mittelweg entscheiden. Sollte der Helligkeitsunterschied zu groß werden, kann man die Belichtung bei benachbarten Bildern um eine Stufe verändern, aber nicht mehr!

Tip 3: Der letzte Tip dürfte wohl eher passionierte DSLR-Nutzer treffen und ist auch nicht so einfach mit ICE umzusetzen. Bei Einigen Objektiven kommt es zu sog. Vignettierung, sei es durch zu billige Bauteile oder durch eine zu große Blendenöffnung. Dabei wird der Rand leicht abgedunkelt. Baut man mit solchem Rohmaterial ein Panorama, kann es passieren, dass es so aussieht:

http://digi-fototreff.de/show_pic.php?image_id=12233

Programme wie Photoshop können so etwas leicht korrigieren, indem man bei “Objektivkorrektur” ein Häkchen setzt. Schon sieht letzteres so aus:

http://digi-fototreff.de/show_pic.php?image_id=12287

Hier war der Grund eine Blende von 1,8. Bei dem Panorama oben von Wolgast ist das Objektiv selber schuld. Das Kitobjektiv meiner Kamera ist zwar gut für die meisten Arten von Fotos, doch solche “Mängel in der Abbildungsleistung” sind normal bei Einsteigerobjektiven. In beiden Fällen kann es helfen, ein paar Stufen abzublenden. Womit ich beim letzten Tip wäre:

Tip 4: Die Schärfe. Sie ist wichtig für das Programm, um die unterschiedlichen Bilder zusammenzusetzen, zum anderen sieht es einfach scheisse aus, wenn man im Panorama den Übergang von einem scharfen zu einem unscharfen Bild entdeckt. Neben dem für Panoramas schon fast obligatorischen Stativ solltet ihr auch ein wenig abblenden. Eine Fotografenweisheit lautet “Wenn die Sonne lacht, stell die Blende auf 8” 😉 Durch das abblenden steigt der Schärfebereich im Bild und die Abbildungsleistung des Objektives wird auch besser. Als letztes solltet ihr noch beachten, dass ihr den Focus einmal einstellt und dann auf manuell umstellt. Bei den meisten Landschaftspanoramen sollte das unendlich sein. Denn ärgerlich ist es, wenn ihr zB einen Laternenmast vor euch habt, auf den die Kamera fokussiert und alles außen rum unscharf wird – das Panorama könnt ihr vergessen mit einem unscharfen Bild in der Mitte!

Das waren erstmal ein paar Tips, damit eure Panos gleich so schön werden und ihr nicht soviel Ausschuss produziert wie ich am Anfang. Es ist nämlich extrem ärgerlich, bei der digitalen Zusammensetzung festzustellen, dass ein Bild in der Mitte zu hell oder unscharf ist 😉

Die Worte zu Microsoft ICE verschiebe ich auf ein anderes Mal, ansonsten ist das Programm auch einfach und intuitiv zu bedienen.

 

MfG Störtebeker

HDR-Fotografie How-To

Nach einiger Pause hier mal wieder ein Beitrag von mir, der erste aus der frisch aus der Taufe gehobenen Rubrik “Störte erklärt die Welt.”

Unter diesem Thema werde ich, wenn ich etwas neues entdecke, Anleitungen oder Tutorials schreiben zum verstehen oder nachmachen 😉

Das erste Thema wird die HDR-Fotografie sein, der ich vor einiger Zeit verfallen bin. HDR – das bedeutet “High Dynamic Range” oder zu deutsch: kontrasterweitert. Viele Fotografen vom Handy bis zum Spiegelreflexer kennen das Problem: man befindet sich an einem Sonnentag im Gebäude und macht ein Foto vom Innenraum, auf dem auch ein Außenfenster zu sehen ist. Auf dem Foto wird der Raum sicherlich perfekt belichtet sein, der Außenbereich außerhalb des Fensters ist jedoch viel zu hell. Den Effekt kennt man genauso vom menschlichen Auge. Wenn man durch einen dunklen Tunnel fährt, kann man nach draussen nicht sehen, was im dunklen Tunnel ist, fährt man jedoch durch erkennt man jedoch alles – bis die helle Ausfahrt kommt, die einen wohlmöglich noch blendet, eh sich die Augen an die Helligkeit gewöhnt haben.

Der Kontrastumfang der Helligkeit ist zu groß und der Sensor/Auge kann nichtmehr alles im akzeptablen Umfang “belichten.” So wird manches zu dunkel oder zu Hell. Besonders störend ist dies, wenn man ein Foto an einem strahlenden Sommertag macht, die Person und das Grün drumherum sind super, jedoch der Himmel ist total weiss – ausgefranzt wie der Fachmann sagt.
Hier kommt die HDR-Fotografie ins Spiel. Theoretisch ist diese Technik selbst mit einem Handy möglich sofern es unterschiedliche Belichtungen ermöglicht (was selbst mein SonyEricsson k800i kommte).
Die Idee ist so simpel wie schnell gemacht. Man schiesst ein normal belichtetes Foto, ein Unterbelichtetes und ein Überbelichtetes. Ersteres deckt den Großteil des Kontrastes bereits ab. Auf dem zweiten Foto wird alles viel dunkler, Bilddetails in dunklen Stellen des Bildes gehen verloren, dafür erkennt man jetzt vorher überstrahlte Details wie den Himmel mit einem satten Blau. Das überbelichtete Bild erreicht genau das Gegenteil, hier werden vorher zu dunkle Bereiche gut belichtet, sodass auch dessen Details erkennbar sind.
Wem das nicht reicht, der kann auch gerne komplette Belichtungsreihen machen mit 5 Bildern oder mehr um wirkliches jedes Details in perfekter Helligkeit abzulichten.
Wichtig bei diesen Aufnahmen ist, dass sich im Ideal Nichts verändert während die Bilder geschossen werden, da sonst sog. Geister auf den Bilder entstehen können. Es gibt zwar auch Software, die Geisterbildung teilweise vermeiden kann, aber besser wird das Bild immer, wenn man gleich von Anfang an darauf achtet, eine stille Aufnahme zu schiessen.
Hier offenbart sich auch ein kleiner Nachteil des Ganzen: es können keine bewegten Szenen aufgenommen werden sondern nur Stillleben oder Bilder mit wenig Bewegung. Doch auch das reicht schon aus für wirklich traumhafte Bilder 🙂

Ist die Aufnahme abgeschlossen, gehts ins Digitallabor zur Auswertung, denn hier wird aus den Fotos erst das HDR (manche Kameras wie die Sony Alpha beherrschen bereits HDR direkt in der Kamera). Dazu gibt es diverse Tools im Internet, wobei ich hier auf das kostenlose Tool von Traumflieger verweisen möchte und selber eine kleine Beispielanleitung mit dem Programm “Photomatix 4” zeigen werde. Auf traumflieger.de gibt es sowohl das Tool zum Download als auch eine kurze Anleitung (http://www.traumflieger.de/desktop/DRI/dri_tool.php).
Photomatix ist leider nicht kostenlos, dafür aber in einer Testversion testbar und über Sonderangebote schon ab 20 Euro erwerbbar.

Als Rohmaterial verwende ich ein Foto von meiner kleinen Ausflugstour ins ehemalige Sauerstoffwerk Peenemünde. Hier sieht man sehr gut die zu hellen und zu dunklen Stellen im ersten Bild und die entsprechenden Belichtungsreihen, die speziell diese Details abbilden.

 

 

Das erste Bild zeigt die Oberfläche des Programms. Klickt zuerst auf (1.), um eine Belichtungsreihe zu laden (Alle Bilder, die zu einem HDR zusammengefügt werden sollen). Im sich öffnenden Fenster (2.) wählt ihr die Bilder mit “Durchsuchen” aus und klickt auf OK.
Im nächsten Bild könnt ihr ein paar Einstellungen zur Vorbearbeitung der Bilder wählen.
Das Ausrichten ist drigend zu empfehlen, da es immer zu minimalen Verwacklungen bei der Aufnahme kommen kann.
Die Reduzierung von Geisterbildern kann auf automatisch gestellt werden, da das Programm meist zuverlässig arbeitet. Sollte es jedoch nicht wie gewünscht Geister entfernen, probiert es mit der manuellen Methode und kreist die entsprechenden Stellen von Hand ein.
Der dritte Punkt ist die Rauschreduzierung. Diese ist bei Tagaufnahmen eher unwichtig, da hier meist niedrige ISO-Werte mit wenig rauschen verwendet werden. Die Reduzierung kann immer aktiv bleiben, allerdings sollte man darauf achten, schon die Quellbilder und nicht erst das Ergebnis bearbeiten zu lassen. Ebenfalls ausreichend ist es, nur unterbelichtette Bilder zu reduzieren.
Die chromatischer Aberration ist ein Linsenfehler, der digital korregiert werden kann. Wenn ihr nicht gerade auf A1 drucken wollt, sind diese Fehler jedoch kaum zu erkennen und es ist euch überlassen, das Häkchen zu setzen oder es wegzulassen.
Okay, nach allen Einstellungen könnt ihr nun OK klicken. Das Programm beginnt jetzt mit dem rechnen und je nach Geschwindigkeit eures Rechners seht ihr schon nach wenigen Augenblicken das Ergebnis im Programm:

Hier könnt ihr der Kreativität freien Lauf lassen und nach belieben an den Reglern rumdrehen (1.) um Feinheiten zu verändern. Eine gute Anleitung für das perfekte Bild gibt es nicht und Geschmack ist bekanntlich verschieden 😉
Für den bequemen Mensch (also mich ^^) reichen meist die sog. Presets aus (2.). Hier gibt es ein paar vorgefertigte Modi, wie das HDR verarbeitet werden kann. Einer meiner Lieblinge ist der Modus “malerisch.” Hier ändere ich zum Beispiel je nachdem, wie abstrakt das Bild sein soll die Glättung von Niedrig bis Hoch (links in den Einstellungen, mittig).
Sämtliche Änderungen werden übrigens sofort angezeigt, ihr müsst nichts erneuern lassen. Wenn ihr auch einen Bildteil klickt, erscheint die Blidschirmlupe und ihr könnt Deteils besser einsehen. Hierbei sei noch gesagt, dass das zu sehende Bild hier lediglich eine Art “vordruck” ist, die maximale Qualität wird erst beim eigentlichen klicken auf “Verarbeiten” erreicht – also keine Panik, wenn das Bild doch mal etwas gröber ist mit den Farben.
Als letzten Schritt müsst ihr nurnoch auf das eben erwähnte “Verarbeiten” klicken um die Bearbeitung zu beenden.
Das Bild speichert ihr einfach über “Datei->Speichern unter” in den bevorzugten Ordner ab – Fertig.

Viel Spass beim nachmachen.

Störtebeker